Der Journalismus könnte sich jetzt in einer ewig anhaltenden Umbruchphase befinden. Sozusagen Veränderung ohne Ende. Für immer gefangen in der „anstrengenden Gegenwart“. Klingt nicht so toll? Ist es aber!
Anmerkung: Ich beziehe mich auf den April-Newsletter von SZ-Redakteur Dirk von Gehlen, der in Teilen auch hier zu lesen ist. Sein Resümee „Vielleicht ist es schon mal viel wert, wenn man nicht danach fragt, was in Zukunft sein wird, sondern wie: Es wird sich verändern. Ständig. Und wir sind vermutlich am besten dran, wenn wir uns auf den Wandel einstellen. ¯_(ツ)_/¯“
Ehrlich gesagt, ich mag diese Aussicht. Dieses abstrakte Fürimmerdazwischen schreckt mich nicht ab – im Gegenteil – es macht mir sogar Mut für die Zukunft. Weil ich darin das Lebensgefühl meiner Generation wiederkenne. Weil mir der Blick in die Zukunft einer „anstrengenden Gegenwart“ im Journalismus lieber ist, als die immergleichen Dystopien, wahlweise in Schwarz oder Dunkelschwarz.
Motto einer Generation: Keep calm and ¯_(ツ)_/¯
Denn wenn eine Generation den Shruggie ¯_(ツ)_/¯ – das digitale Schulterzucken – beherrscht, dann die Generation Y, die heute 15- bis 30-Jährigen. Meine Generation. Wir, die Digital Natives – die digitalen Eingeborenen. Die Ego-Taktiker, die heimlichen Revolutionäre, die Opportunisten, die radikalen Utopisten und die hoffnungslosen Optimisten. Und wie wir noch so genannt werden.
Egal, in welche Schublade man uns richtiger- bzw. fälschlicherweise stecken möchte: Wir sind auch die Generation Unsicherheit. Das Leben ist nicht planbar, für uns noch viel weniger: Erst durch Studium und Praktika, dann durch befristete Arbeitsverträge.
Wir schieben den „Mein Auto, mein Haus, meine Familie“-Moment auf unbestimmte Zeiten hinaus, sofern wir ihn denn überhaupt einmal haben möchten. Fragt man uns, „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“, lautet die Antwort oft einfach:
¯_(ツ)_/¯
„Und was genau hat das jetzt mit Journalismus zu tun?“
So normal, wie „Nach unten ziehen, um zu aktualiseren“.
Wir sind aufgewachsen in einer digitalen Welt, aufgewachsen mit dem Internet, aufgewachsen im Umgang mit Technik, mit Tamagotchi, Gameboy, Smartphone. Für uns Ypsiloner ist es Normalität, dass sich Themen wie Diskussionen in Medien und sozialen Netzwerken mit einem enormen Tempo verbreiten und entwickeln.
Virale Phänomene wie den ¯_(ツ)_/¯ sind wir nicht nur gewöhnt, wir lieben sie. Für uns ist es normal, dass uns Push-Nachrichten auf dem Smartphone alarmieren – und zwei Minuten später korrigiert werden. Wir, die Generation Y, sind diesen ewigen Wandel gewöhnt. Das ständige Update, den endlosen Nachrichtenstrom.
Richard Gutjahr – den ich sonst immer für einen Überzeugungstäter und Journalismus-Optimisten hielt – hat auf den Journalismustagen in Wien eine Grabrede auf den Journalismus gehalten.
Dass es für uns jungen Journalisten keine Früchte mehr zu ernten gäbe.
Die Ypsiloner leben eigentlich schon ihr ganzes Leben lang im Fürimmerdazwischen. Ohne die großen Früchte. Und wir kommen damit bisher ganz gut zurecht. Vielleicht ist diese Umbruchzeit im Journalismus genau unsere Zeit. Eine Zeit für die Ego-Taktiker, die heimlichen Revolutionäre, die Opportunisten, die radikalen Utopisten und die hoffnungslosen Optimisten.
Wir kommen nicht an.
Und damit gut zurecht.
Lange Rede, kurzer Sinn/ tl;dr
Der Umgang mit der Unsicherheit, das ist vielleicht die größte Stärke der Generation Y. Vielleicht bleibt der Journalismus tatsächlich im Fürimmerdazwischen. Vielleicht war früher tatsächlich alles besser (wobei sich fast immer herausstellt, dass es mehr ein Gefühl als eine Wirklichkeit ist). Mir macht das Fürimmerdazwischen im Journalismus jedenfalls Mut. Wenn eine Generation Übung im Fürimmerdazwischen hat, dann meine.