Bei nachrichtlichen Großereignissen wie den #parisattacks vom 13. November zeigt sich, wo die Stärken und Schwächen von Twitter liegen. Twitter ist gerade eine rohe Form von maximaler Öffentlichkeit im Digitalen, in schön und in hässlich..
Da ist einerseits die rohe Anziehungskraft und Macht, die von Echtzeit-Nachrichten auf Twitter ausgeht. Eilmeldungen, Entwicklungen, sekündliche Updates können Tweets ungeschlagen gut darstellen und verbreiten. Nur die rohe Öffentlichkeit von Twitter ermöglichte Aktionen wie #porteouverte und #rechercheparis in dieser Geschwindkeit.
Die rohe Schnelligkeit von Retweets und Hashtags hat aber ein Preis: Die Informationen sind ebenfalls roh – im Sinne von unbearbeitet, ungefiltert, unsortiert. Falschmeldungen und Gerüchte verbreiten sich mindestens genauso schnell wie Breaking News. Einzelne Meldungen und ihre Glaubwürdigkeit einzuordnen, setzt eine extrem hohe Twitter-/Medienkompetenz voraus.
Trotz aller Nachteile: Twitter ist aktuell DAS Live-Medium, nirgends sonst sind Echtzeit-Informationen so einfach zu bekommen. Live-Ereignisse und aktuelle Themen sind die Stärken, die dem Dienst eigentlich wieder Wind unter den Flügeln geben sollten. Bei neuen Entwicklungen, Ereignissen und Veranstaltungen zieht er Nutzer und Nicht-Nutzer nahezu automatisch an. Das gelingt so gut, dass sogar Big Bird Facebook sich davon hat inspirieren lassen und nicht nur Trending Topics einführte, sondern auch die Livevideo-App Periscope imitierte.
Die Journalisten-Brille runter, die Freizeit-Brille auf: Für das lineare Fernsehen und Sportereignisse hat sich Twitter längst auch als eine Plattform für Diskussionen, als Live-Forum etabliert. Zuschauer von Filme, Fans von Serien tauschen sich auf dem Second Screen eher bei Twitter aktiv über das Gesehene aus als bei Facebook.